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Geschrieben von: INSIRE Consulting
14. Juli 2025

Integration der EU-Taxonomie in SAP S/4HANA: Zwei konzeptionelle Lösungsansätze

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Lesezeit: 4 Minuten

Die EU-Taxonomie-Verordnung verpflichtet Unternehmen, ihre wirtschaftlichen Aktivitäten hinsichtlich ihrer ökologischen Nachhaltigkeit offenzulegen. Dies betrifft insbesondere kapitalmarktorientierte Unternehmen sowie große Unternehmen im Rahmen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Die technischen Anforderungen an die Datenaufbereitung und -bereitstellung stellen dabei hohe Anforderungen an bestehende ERP-Systeme wie SAP S/4HANA.

Dieser Beitrag stellt zwei technische Integrationsansätze für die EU-Taxonomie im SAP S/4HANA-Umfeld vor. Einer dieser Ansätze wurde prototypisch im Rahmen eines Kundenprojektes aus der Branche Energieversorger umgesetzt. Die Untersuchung basiert auf einem Fachkonzept, das technische Architekturen, Stammdatenpflege und Reportingstrategien adressiert. Ziel ist es, diese Erkenntnisse im Sinne einer übertragbaren Systemarchitektur vorzustellen.


Regulatorischer Rahmen der EU-Taxonomie

Die EU-Taxonomie definiert ökologische Nachhaltigkeit über sechs Umweltziele und verlangt die Berechnung dreier Schlüsselkennzahlen: Umsatz-KPI, CapEx-KPI und OpEx-KPI. Diese KPIs basieren auf dem Verhältnis von taxonomiekonformen zu gesamten wirtschaftlichen Aktivitäten. Die technischen Bewertungskriterien der Verordnung sind komplex und bedingen eine exakte, systemgestützte Zuordnung von Geschäftsvorfällen.

Anforderungen an ERP-Systeme

Das Finanzmodul der ERP-Systeme [GK1] müssen eine konsistente Abbildung von Kontierungsobjekten, Profitcenterstrukturen und Investitionsdaten gewährleisten. Besondere Herausforderungen ergeben sich durch die erforderliche Kombination aus finanziellen und nichtfinanziellen Informationen. SAP S/4HANA bietet mit der Universal Journal-Tabelle (ACDOCA) und Core Data Services (CDS)-Views zentrale technische Komponenten zur Integration solcher Informationen.

Technische Lösungsansätze

Variante 1: Direkte Integration über ACDOCA

In dieser Variante wird der EU-Taxonomie-Code zum Zeitpunkt der Buchung direkt in benutzerdefinierte Felder der ACDOCA geschrieben. Die Ableitung erfolgt über eine Z-Mapping-Tabelle, die anhand von Kontierungsinformationen wie Sachkonto, Profitcenter, PSP-Element usw. gepflegt wird. Dies Die Verarbeitung erfolgt über ein zentrales Business Add-In (BAdI). Vorteile liegen in der Echtzeitfähigkeit und der unmittelbaren Verfügbarkeit im operativen Reporting. Nachteile bestehen in der eingeschränkten Flexibilität bei unterjährigen Regeländerungen oder Anpassungen der Ableitungslogik.

Die Verwendung einer Mapping-Tabelle ist insbesondere dann notwendig, wenn die EU-Taxonomie-relevanten Merkmale (z. B. Fähigkeit, Konformität, Umweltziel, Wirtschaftstätigkeit) nicht bereits im Rahmen des Buchungsprozesses im ERP-System erfasst werden. Im untersuchten Projektumfeld ist diese Voraussetzung nicht gegeben. Die betroffenen Merkmale sind dort nicht standardmäßig Bestandteil der ACDOCA-Einträge, weshalb eine nachträgliche Ableitung über ein regelbasiertes Mapping auf Basis von Buchungskreis, Sachkonto und weiteren Kontierungsobjekten erforderlich ist. In Umgebungen, in denen diese Merkmale hingegen bereits im Buchungsprozess verfügbar sind, könnte auf die nachträgliche Zuordnung verzichtet und eine direkte Integration realisiert werden.

Variante 2: Integration über CDS-Views

Alternativ kann die Ableitung der EU-Taxonomie-Merkmale über eine CDS-View erfolgen. Diese verbindet Buchungsdaten mit Mapping-Informationen zur Laufzeit. Vorteilhaft ist die höhere Flexibilität bei Mapping-Änderungen und die Nutzung in Fiori-Apps und Remote-Reporting. Der Nachteil liegt in der fehlenden Sichtbarkeit der Merkmale im Originalbeleg.

Vergleich und Bewertung

Beide Varianten bieten unterschiedliche Vor- und Nachteile. Variante 1 eignet sich bei stabiler Mapping-Logik und hoher Anforderung an Echtzeitsichtbarkeit. Variante 2 ist flexibler und besser für Projekte in der frühen Implementierungsphase geeignet. Die Auswahl hängt stark von der organisatorischen Reife, Datenqualität und dem geplanten Reporting-Setup ab.

Fazit

Die technische Integration der EU-Taxonomie in SAP S/4HANA erfordert ein durchdachtes Zusammenspiel von Stammdatenpflege, Reportingmechanismen und IT-Governance. Die vorgestellten Lösungsvarianten bieten einen praxisnahen Einstieg zur Umsetzung dieser Anforderungen. Zukünftige Entwicklungen im Bereich CSRD und SAP Sustainability Portfolio sollten berücksichtigt werden.

Durch die Umsetzung eines der vorgestellten Ansätze konnte im konkreten Projektkontext die Datenverfügbarkeit für das ESG-Reporting signifikant erhöht werden. Die Lösung ermöglichte eine transparente und prüfungssichere Ableitung der EU-Taxonomie-Merkmale auf Einzelbelegebene. Damit wurden nicht nur regulatorische Anforderungen erfüllt, sondern auch interne Effizienzpotenziale gehoben – insbesondere durch die Automatisierung des Mappings und die Vereinheitlichung der Reporting-Prozesse. Darüber hinaus wurde mit der SAP-integrierten Architektur eine nachhaltige Lösung geschaffen, die sich flexibel an veränderte regulatorische Vorgaben anpassen lässt.

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